Gegen den Strom – 50 Jahre Longo maï…ein Anfang ist gemacht!

Es ist heute für die jüngere Generation kaum mehr vorstellbar,
wie die Gesellschaft in der Schweiz, in Deutschland,
In Österreich und in Frankreich vor 50 Jahren aussah.

Versuchen wir, uns in diese Zeit zurück zu versetzen.

Die Länder waren noch stark geprägt vom 2. Weltkrieg. Fortschrittsgläubigkeit und das Streben nach einer Konsumgesellschaft waren omnipräsent.

In der landwirtschaftlichen Produktion wurde voll auf Modernisierung, Rationalisierung und Mechanisierung gesetzt. Noch war eine Kritik am massiven Einsatz von Pestiziden eine Randerscheinung. Altes, traditionelles Wissen in der Landwirtschaft, aber auch in den damit verbundenen Handwerken (Wollverarbeitung, Wald- und Feldarbeiten mit Pferden, …) drohte zu verschwinden.

Die Landflucht – besonders in den Berg- und Randgebieten –
war massiv und die ehemaligen landwirtschaftlich genutzten
Flächen verwilderten.
Die Gesellschaft, stark geprägt vom Patriarchat, verweigerte
den Frauen in der Schweiz das Recht auf Selbstbestimmung
und politische Rechte.
In Deutschland und in Österreich waren nach einer
kurzen Phase der Entnazifizierung – wenn überhaupt –
viele ehemalige Nazis wieder in Machtpositionen zurückgekehrt
– und mit ihnen auch ihr Gedankengut. In vielen Ländern Europas formierten sich Revolten, die um 1968 ihren Höhepunkt fanden. Auf die Forderungen der Protestbewegungen wurde mit grosser Repression reagiert, was auch zur teilweise gewaltvollen Radikalisierung der revoltierten Jugend führte.

In diese bewegte Zeit fällt die Gründung von Longo maï.
Um der starken Repression zu entgehen, entschlossen sich
Jugendliche aus Österreich, Deutschland und der Schweiz,
die Städte zu verlassen.

Sie wollten ihre Kräfte nicht nur im Widerstand gegen Missstände einsetzen, sondern eine eigene wirtschaftliche Basis aufbauen, um unabhängig und gesellschaftlich aktiv bleiben zu können sowie neue gemeinschaftliche Lebensformen zu praktizieren.

An einem Treffen in Basel im Dezember 1972 beschlossen verschiedene Jugendorganisationen, darunter die Lehrlingsgewerkschaft Hydra aus der Schweiz und die befreundete Gruppe Spartakus aus Österreich,  landwirtschaftliche Genossenschaften in europäischen Berg– und Randgebieten zu errichten.

 

1973 entstand die erste Longo maï Kooperative auf 300 ha Brachland im südfranzösischen Limans.

 

Aus diesem Anlass wollen wir einen kurzen – und daher
zwingendermassen unvollständigen – Überblick über die
Geschichte von Longo maï geben: von den Anfängen im Jahr
1973 bis heute.

 

Der Fokus liegt auf der Geschichte von Longo
maï in der Schweiz und im Besonderen auf der Kooperative
Montois im Kanton Jura. weiterlesen...